Badisches Landesmuseum

Die 80erto go

Badisches Landesmuseum

Die 80er – Sie sind wieder da!

Große Erlebnisausstellung, Schloss Karlsruhe (17.6.23–25.2.24)

Willkommen in der Zeit von Massendemos, Aerobic-Wahn und Walkman! Die 1980er sind eines der aufregendsten Jahrzehnte deutscher Nachkriegsgeschichte. Kalter Krieg und Wettrüsten, Atomkraft, Aids und Umweltkatastrophen: Zu Beginn des Jahrzehnts schüren zahlreiche Krisen die Angst. Zugleich formiert sich eine kritische Bürgergesellschaft: Die Friedens- und Umweltbewegung bringt Tausende auf die Straße – im Westen mehr als im Osten. Doch läuten dafür die Montagsdemos 1989 eine nachhaltige und globale Wende ein. Die Politik in Ost und West scheint zunächst wie erstarrt, doch in Kultur und Alltag herrscht Aufbruchstimmung: Digitalisierung und Privatisierung von Funk und Fernsehen verändern Freizeit und Medienkonsum. Nie zuvor war die Vielfalt von Musikstilen und Subkulturen so groß. 

Möchten Sie die Ausstellung vor Ort im Karlsruher Schloss besuchen? Hier finden Sie alle Informationen:

Rund um den Ausstellungsbesuch


Eine junge Frau posiert mit einem Ghettoblaster auf der Schulter.

Musik

„Live Is Life!“ – Stadionkonzerte und Bühnenshows

Trotz Fernsehen und neuer Medien: In den 1980ern treten Weltstars und Bands in Stadien und Hallen auf. Live gespielte Rock- und Popkonzerte sind Massenevents. Lokal entstehen neue genreübergreifende Festivals, wie etwa 1983 das „Zeltmusikfestival“ in Freiburg und 1985 „Das Fest“ in Karlsruhe. Funk und Fernsehen sind wichtige Multiplikatoren für den Konzertbetrieb. Große Reichweite haben im Südwesten die beiden Landessendeanstalten, Südwestfunk und Süddeutscher Rundfunk, die 1998 zum SWR fusionieren. Sie veranstalten in Baden-Baden und Stuttgart eigene Studiokonzerte und sind Medienpartner vieler Veranstaltungen.
Andrew Lloyd Webber erobert in den 1980ern mit seinen Musicals die Theaterwelt. Seine bis heute aufgeführte Bühnenshow „Cats“ ist ein Welterfolg. Ab 1981 verändern die phantasievoll-poetischen Varietés von André Heller nachhaltig das Genre.

Plakat Open Air von Queen und Marillion
Plakat Flic Falc Wien
Plakat für das Musical Cats
schwarz-weiß Fotografie Mount Klotz Karlsruhe 1985
Tourneeplakat Der Sinn des Lebens
Programmheft Zirkus Roncalli
Plakat zum Rainbow-Gathering

80er-Playlist zur Ausstellung – Top 20

Die Spotify-Playlist wurde von SWR1-Moderator Adrian Berić zusammengestellt und umfasst knapp 100 Hits der 80er. Parallel erzählt Adrian Berić zu jedem Cover eine Geschichte und hat einen Querschnitt aus den 80ern ausgewählt. Hier haben wir die Top 20 für Sie ausgewählt. Wenn Sie die einzelnen Plattencover anklicken, gelangen Sie jeweils zu einem ausgewählten Song des Albums. 
Wenn Sie ein Album anklicken, werden Sie zum Audio-Streaming-Dienst Spotify weitergeleitet. Spotify verarbeitet dabei personenbezogene Daten von Ihnen. Hierfür übernehmen wir keine Verantwortung. Bitte beachten Sie die Datenschutzrichtlinie von Spotify.

Hier gehts lang für die komplette Playlist bei Spotify, die mehr als 8 Stunden Hits der 80er-Jahre verspricht. Alle Fotos der Plattencover: Badisches Landesmuseum

80er-Playlist            Geschichten zu den Plattencovern


Umweltbewegung

Waldsterben und Chemiecocktails – Umweltzerstörung in BRD und DDR

Waldsterben! Auf kein anderes Umweltproblem reagiert die westdeutsche Öffentlichkeit so emotional. Zu Beginn der 1980er werden Waldschäden in allen Mittelgebirgen Mittel-, Nord- und Osteuropas festgestellt. Der Wald als „grüne Lunge“ scheint für jeden sichtbar bedroht. Beide deutsche Staaten tun sich mit der Ursachenbekämpfung schwer. In der BRD setzt mit den regelmäßig vorgelegten Waldschadensberichten ein Umdenken ein: Zellbiologische Forschungen belegen Industrie- und Verkehrsabgase als Auslöser. Ab 01.01.1989 wird der Einbau eines Katalysators in Neuwagen Pflicht – und das Problem geht zurück. Während man in der BRD Umweltverschmutzung und Waldschäden öffentlich debattiert, schweigen die staatlichen Medien der DDR darüber. Unter dem Dach der Kirche formieren sich Umweltinitiativen und Informationszentren. Mit Baumpflanzaktionen, Fahrradkorsos und auf Kirchentagen machen sie auf die Zerstörungen durch Chemieindustrie, Kohle- und Uranabbau aufmerksam.

„Nicht links, nicht rechts, sondern vorn“:  Die Gründung der Partei „Die Grünen“

Am 13.01.1980 wird die Parteienlandschaft der BRD bunter: In Karlsruhe gründen sich „Die Grünen“ als Bundespartei. Zuvor konnten grüne Gruppierungen bereits Mandate in Kommunen und auf Landesebene (1979 Bremen) erringen. Die Grünen entwickelten sich aus den Neuen Sozialen Bewegungen der 1970er Jahre. Die Partei ist basisdemokratisch organisiert. Ihre Themen sind Kapitalismuskritik, Umwelt- und Friedenspolitik. Vom Prinzip der Bürgerbewegungen geprägt, gibt es innerparteilich viele Strömungen, vor allem aber zwei gegensätzliche Lager: Die „Fundis“ folgen radikal pazifistischen und ökologischen Prinzipien. Die pragmatischen „Realos“ zielen auf schnelle Regierungsverantwortung. 1980 gelingt den Grünen in Baden-Württemberg erstmals der Einzug in den Landtag eines Flächenbundeslandes. 1983 ziehen sie erstmals in den Deutschen Bundestag ein.

Buchcover der Studie Global 2000 von 1980
Buchcover Die Grenzen des Wachstums von 1973
Dreieckiges Plakat des BUND Baden Elsass von 1985
Plakat zum Veranstaltungsaufruf der Initiative Schwarzwald von 1985
Drei Hefte mit dem Parteiprogramm der Grünen zur Bundestagswahl 1983 in der BRD

„Unsere Enkel wollen auch leben“ – Umweltgottesdienst anlässlich des Kirchentags in Dresden 1983

Dresden (DDR), 1983, Archiv K. Gaber
Unter dem Motto „Unsere Enkel wollen auch leben“ veranstaltet der Ökologische Arbeitskreis der Dresdner Kirchenbezirke auf dem Kirchentag 1983 einen Gottesdienst mit Anspiel, Beiträgen von Betroffenen aus Regionen mit starker Umweltbelastung und abschließender Podiumsdiskussion. Auch die Schriftstellerin Marianne Bruns (1928-1994) trägt vier Texte vor. Der ökologische Kreis der Kirchenbezirke Dresden ist wichtiger Akteur im gesellschaftlichen Veränderungsprozess der DDR. Er wächst während der 1980er Jahre stark und koordiniert verschiedene Arbeitskreise. Kirchentage finden in der DDR nur regional statt. Der Kirchentag 1983 in Dresden ist eine Großveranstaltung zu der mehrere Tausend Besucher*innen, darunter vor allem junge Menschen, kommen. Die Staatssicherheit beobachtet die Großveranstaltung streng.


Friedensbewegung

„Frieden schaffen ohne Waffen!“ – Proteste gegen Aufrüstung in der BRD

Die meisten europäischen Staaten gehören in den 1980er Jahren zu einem der beiden politischen und militärischen Lager: NATO oder Warschauer Pakt. Nur wenige Länder bleiben neutral. In beiden Systemen ist die nukleare Abschreckung die vorherrschende politische und militärische Strategie: Im Zentrum steht die Stationierung von Mittelstrecken-Raketen für einen potentiellen Atomkrieg in Europa. Die Konfliktlinie verläuft dabei zwischen den beiden deutschen Staaten. Um das „Gleichgewicht des Schreckens“ zu halten, will die NATO in ihrem Doppelbeschluss vom 12.12.1979 mit der Aufrüstung nachziehen. Dagegen formieren sich besonders in Westdeutschland Massenproteste. Unterstützt werden sie von Kreisen der SPD, den Kirchen und Gewerkschaften sowie den 1980 gegründeten Grünen. Die Bewegung erreicht 1983 mit Massendemonstrationen und Blockaden amerikanischer Stützpunkte ihren Höhepunkt. Nach einer hitzigen Debatte stimmt jedoch der Bundestag am 22.11.1983 dem NATO-Doppelbeschluss zu.


„Schwerter zu Pflugscharen“ – Opposition und Bürgerrechtsbewegung in der DDR

In den 1980ern beginnen Bürgerrechtler*innen und Oppositionelle in den Ostblockstaaten, die sozialistischen Regime infrage zu stellen. Die Kirche in der DDR bietet als einzig autonome Organisation einen Schutzraum für Menschenrechts-, Friedens- und Umweltgruppen. Von der Staatssicherheit werden sie streng überwacht, auf Kirchenleitungen wird Druck ausgeübt und Engagierte werden inhaftiert oder abgeschoben. Mit Gorbatschow setzt ab 1985 eine langsame Reformpolitik ein. Das SED-Regime folgt diesem Kurs nicht und isoliert sich zunehmend. Systemkritische Gruppen suchen aber mehr und mehr die Öffentlichkeit: mit Veranstaltungen in Kirchen, kreativen Aktionen sowie selbst verlegten und gedruckten Texten (den Samisdats). Als Bürger*innen im Mai 1989 Wahlmanipulation beweisen können, wird dies zum Aufbruchssignal: In den darauffolgenden Monaten organisieren sich Bürgerrechtsbewegungen wie das „Neue Forum“, „Demokratischer Aufbruch“ oder „Demokratie Jetzt“.

Drei Buttons der Friedensbewegung 1983
Weißes Stoffband mit der Aufschrift Entrüstet euch von 1983
Anstecker Schwerter zu Pflugscharen aus den 80ern

Montagsdemos und Mauerfall

„Für ein offenes Land mit freien Menschen“

1989 spitzen sich die Ereignisse in der DDR zu: Das SED-Regime verweigert Reformen. Eine Fluchtwelle ergreift das Land, gleichzeitig erstarkt die Bürgerrechtsbewegung. Im Herbst 1989 erheben sich aus den regelmäßigen Friedensgebeten in der Leipziger Nikolaikirche Massenproteste. Zunächst nur von Basisgruppen und Ausreisewilligen getragen, strömen immer mehr Menschen hinzu – trotz der Anwesenheit von Staatssicherheit und Volkspolizei. Am 4.9.1989 formiert sich im Anschluss an das Gebet die erste größere Montagsdemonstration, über die schnell westliche Medien berichten. In der ganzen DDR gehen nun wöchentlich Tausende auf die Straße. Sie fordern demokratische Reformen, Reisefreiheit und die Abschaffung der Stasi. Die schiere Menge der Teilnehmenden sowie die schwindende Staatstreue der Kampfgruppen machen ein gewaltsames Durchgreifen schließlich unmöglich. Die Montagsdemos halten bis zum Frühjahr 1990 an und werden zunehmend von Rufen nach deutscher Einheit bestimmt.

Massenproteste und eine Ausreisewelle setzen im Herbst 1989 die SED-Regierung so unter Druck, dass Erich Honecker als Staatschef zurücktritt. Sein Nachfolger verspricht Reformen: Ein neues Reisegesetz soll Privatreisen in den Westen erleichtern. Am 09.11.1989 antwortet SED-Funktionär Schabowski ohne klare Abstimmung vor laufender Kamera, diese Regelung gelte ab „sofort, unverzüglich“. Tausende Menschen machen sich daraufhin von beiden Seiten auf zur Berliner Mauer und fordern schließlich die Öffnung der Grenze. Der Mauerfall beschleunigt die Entwicklungen in der DDR: Gespräche mit der Opposition an „Runden Tischen“ beginnen, und Bürgerrechtler*innen werden Teil einer neuen Regierung. Ziel ist die Demokratisierung der DDR. Spätestens mit den Wahlen in der DDR im März 1990 setzen sich in West und Ost die Stimmen für eine Wiedervereinigung durch. Am 03.10.1990 tritt die DDR der Bundesrepublik bei. Im Osten Deutschlands haben die rasanten Umwälzungen bis heute tiefe Spuren hinterlassen.

Cover des Entwurfs der DDR-Verfassung
Ein bunt bemaltes Betonstück.

Herbst 89 – Auf den Straßen von Leipzig

Das Game Herbst 89 – Auf den Straßen von Leipzig des Deutschen Historischen Museums Berlin lädt dazu ein, in einer interaktiven Graphic Novel in die Rolle unterschiedlicher Akteure zu schlüpfen und aus deren Perspektive die friedlichen Proteste vom 9. Oktober 1989 in Leipzig zu erleben. An diesem Tag gingen über 70.000 Menschen auf die Straße, um gegen das DDR-Regime zu protestieren. Viele fürchteten eine gewaltsame Niederschlagung der Proteste. Jene Ereignisse, welche als Schlüsselmomente der „Friedlichen Revolution“ in die Geschichte eingehen sollten, waren keineswegs absehbar. Sie waren das Ergebnis von konkreten Entscheidungen und Handlungen, teils auch von Zufällen. In der Graphic Novel können die Spieler*innen den Verlauf dieses historisch bedeutsamen Tages – zum Beispiel in der Rolle der Bürgerrechtlerin Sabine T. oder des Bereitschaftspolizisten Thomas Z. – erleben und durch eigene Entscheidungen beeinflussen. Wird es gelingen, den Tag friedlich zu halten?
Die interaktive Graphic Novel ist auch Teil der Ausstellung Roads not Taken. Oder: Es hätte auch anders kommen können (bis 24.11.24, DHM Berlin).

Leipzig 1989 – Ein Film von Peter Wensierski

Dieser Film entstand im August 1989. Er zeigt die Stimmung der Bevölkerung in Leipzig kurz vor der ersten Montagsdemonstration. Heimlich gedreht mit den Kameras der DDR-Opposition – heimlich, aber auf offener Strasse und in den Wohnungen. Zu sehen sind Bilder vom Verfall der Stadt. Zu sehen sind vor allem ganz "normale" Leipziger Bürger,keine politischen Oppositionellen, die sich offen über die unhaltbaren Zustände in der DDR äußern. Am Ende des Films sieht man die Organisatoren und "Rädelsführer" der Leipziger Montagsdemonstrationen, die dabei oft in der ersten Reihe gingen. Es sind Uwe Schwabe, Katrin Hattenhauer und andere junge Leipziger, kaum älter als 20 Jahre.

Montagsmythos

"Wir sind das Volk!" – Die "Montagsdemos" sind längst Mythos geworden. Verschiedene Bewegungen und politische Richtungen eignen sich diese an. Über den Mythos der Montagsdemonstrationen informiert eine virtuelle Ausstellung des Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.. Ziel dieser Präsentation ist es, den Blick auf die historischen Abläufe zu schärfen und Stationen einer Mythenbildung aufzuzeigen. Grundlage bildet der historische Kern in Leipzig mit den montäglichen Friedensgebeten seit 1982 und denen daraus entstandenen Demonstrationen weit vor dem Oktober 1989. Beim Volk-ER-Mat erfahren Sie, auf welcher der vielen unterschiedlichen Montagsdemonstrationen Sie potentiell dabei gewesen wären und zu welchem „Volk“ Sie gehören.

Montagsdemonstrationen

Volk-ER-Mat starten


Zeitzeug*innen

Flashback! Das Erinnerungslabor OstWest

Kommen Sie in unser Erinnerungslabor in der Ausstellung: Dokumente und Alltagsgegenstände zum Anfassen regen zum Gespräch an, Zeitzeug*innen berichten von ihren persönlichen Erfahrungen und moderierte Veranstaltungen regen zum Gespräch zwischen Ost und West sowie den Kampf für Demokratie an. Wir konservieren Ihre Erinnerung! Viele Ereignisse der 1980er Jahre sind Teil unseres kollektiven Gedächtnisses. Was jedoch sind Ihre persönlichen Erinnerungen?
Teilen Sie Ihre Geschichten mit uns und wirken Sie mit am Aufbau eines Zeitzeugenarchivs. Ein professionelles Team begleitet Sie und archiviert Ihre Erzählungen im Erinnerungslabor OstWest.
Möchten Sie uns Ihre Geschichte der 80er erzählen? Wenden Sie sich an unser Dialogteam oder vereinbaren einen Interviewtermin unter der E-Mail-Adresse: meine80er@landesmuseum.de.

Öffentliche Veranstaltungen des Erinnerungslabors sowie das Begleitprogramm der 80er finden Sie hier:

80er Veranstaltungen

Im Sinne des partizipativen Sammelns dürfen auch Sie eigene Objekte zur Ausstellung beisteuern. Diese werden in den Ausstellunsbereichen "Kiosk" und "Jugendzimmer" gezeigt. Die Objekte, die bisher von Besucher*innen eingebracht wurden, finden Sie auch hier:

Generation 1975 | Mit 14 ins neue Deutschland

Im Zeitzeugenprojekt „Generation 1975“ werden Menschen aus Ost- und Westdeutschland interviewt, die im Jahr des Mauerfalls 14 Jahre alt geworden sind. Dabei schildern sie ihre familiäre Situation und ihre Kindheits- und Jugenderlebnisse aus der jeweiligen Perspektive. 24 Menschen aus Ost und West, die 1975 geboren sind, reden über ihre Erfahrungen mit der Teilung, dem Mauerfall und dem Zusammenwachsen. Sie kommen aus unterschiedlichen sozialen Verhältnissen und haben verschiedene politische Präferenzen. Sie stammen aus Brandenburg, Baden-Württemberg und beiden Teilen Berlins und haben zusammen einen breiten Schatz an Erinnerungen und Erfahrungen. Gemeinsam ist ihnen, dass sie 14 Jahre alt waren, als die Mauer fiel. Sie hatten schon Erfahrungen gemacht mit dem jeweiligen politischen System und sie erlebten den Mauerfall und den Transformationsprozess als Teenager in ihrer formativen Phase. Ihre Erinnerungen an das, was vor 1989 lag, sind immer noch frisch und sie sprechen darüber, weil sie frei von Verantwortung sind, sehr unbelastet.

Teile Deine Erinnerungen!

#meine80er


Rechtsextremismus

Nicht existent? – Rechtsextremismus in BRD und DDR

Linksextremismus und die Anschläge der RAF sind im gesellschaftlichen Bewusstsein fest verankert – nicht jedoch die Attentate Rechtsradikaler. 1980 häufen sich die Fälle. Noch vor dem Attentat auf das Münchner Oktoberfest verübt die rechte Terrororganisation „Deutsche Aktionen“ zwei Bombenanschläge: im Februar auf die „Auschwitz-Gedächtnisausstellung“ in Esslingen und im April auf das Haus eines Landrats.
Auch in der DDR entwickelt sich eine rechtsextreme Szene, die der Staat aufgrund seines antifaschistischen Selbstverständnisses leugnet. 1987 wird das Problem mit einem Angriff rechtsradikaler Skins auf ein Rockkonzert in der Ostberliner Zionskirche öffentlich. Es kommt zu Strafprozessen, ein geheimes Forschungsprojekt wird genehmigt, dessen Ergebnisse aber später keine Beachtung finden. Auch im wiedervereinigten Deutschland setzen sich von Seiten des Staates Verharmlosung und Desinteresse gegenüber dem Rechtsextremismus fort.

Neonazis in der DDR 1988 – Ein Film von Peter Wensierski

Ein seltener Einblick: In der DDR gab es Neonazis. Dieser Film ist von Juli 1988. Rechtsextreme DDR-Jugendliche berichten darüber, wie sie zu Neonazis im Sozialismus wurden. Der Text stammt von Peter Wensierski. Die riskanten Kameraaufnahmen in Ost-Berlin und anderen Orten der DDR wurden von DDR-Oppositionellen gemacht.

„Polnische Tage“ in Esslingen (BRD) 1980

Die von 20. bis 27.4.1980 geplanten „Polnischen Tage“ sind Anlass eines weiteren Anschlags der „Deutschen Aktionsgruppen“ und dieses Mal gilt er dem Landrat persönlich. In der Nacht zum 18.4.1980 beschädigt ein neuerlicher Sprengstoffanschlag das Wohnhaus von Landrat Dr. Hans Peter Braun schwer. Wie zuvor bei der Auschwitz-Ausstellung hat er auch für dieses Kulturprojekt die Schirmherrschaft übernommen. Bis zu ihrer Zerschlagung am 1.9.1980 verübt die Terrorzelle in der ganzen Bundesrepublik weitere Sprengstoffanschläge und löst eine Welle rechtsradikaler Gewalttaten aus. Das Plakat zur Ankündigung der "Polnischen Tage" bewahrt das Kreisarchiv Esslingen auf.


Mode und Trends

Vom Friesennerz bis zum Schulterpolster

In den 1980ern ist die Kleidermode so divers wie kaum zuvor. An ihr lassen sich die verfügbaren Finanzen, aber auch die Vielfalt persönlicher Lebensstile sowie weltanschaulicher und politischer Orientierungen ablesen. Die gelbe Öljacke, der „Friesennerz“, ist das Erkennungszeichen der Friedens- und Umweltbewegung. Sticker und Buttons offenbaren plakativ die politische Haltung. Maskuline Schulterpolster verleihen der neuen „Powerfrau“ Selbstbewusstsein. Die Palette reicht von „oversized“ zu „knalleng“, schwarz-weiß zu poppig-bunt. Auch für die Zielgruppe Mann entwickelt sich ein Markt für Parfums, Pflege- und Beautyprodukte. Das Spiel mit Identität und Geschlecht erlebt in der Mode neue Facetten.

Plakat Männer-Mode 82 Biolife Spezial-Shampoo mit Rummenigge
Regenjacke mit Aufklebern
Blaue Kufiya, auch Palästinensertuch genannt
Zeitschrift burda moden mit Schnittbogen
Zeitschrift Sibylle mit Schnittbogen

Unterhaltungselektronik

Bandsalat – Unterhaltungselektronik im privaten Gebrauch

Die Unterhaltungselektronik wird in den 1980er Jahren mobil. „Ghettoblaster“ sind leistungsstarke tragbare Kassettenrecorder für die Straße. Individuellen Musikgenuss bietet der leichte „Walkman“ von SONY, der einen Boom auslöst. Videokameras und Camcorder ersetzen die Super 8-Technik und ermöglichen immer bessere private Filmaufnahmen. Sogar tragbare Kleinstfernsehgeräte gibt es schon. Mit Kassettenrecordern oder -decks werden massenhaft Radiosendungen aufgenommen und LPs überspielt. Die Musikkassette ist das Speichermedium der Zeit und das selbst erstellte „Mixtape“ ein beliebtes Geschenk. Allerdings bergen die Bänder auch ihre Schwachstellen: „Bandsalat“ ist das, was alle fürchten und niemand wirklich verhindern kann.  Der Siegeszug der Home- und Personal-Computer beginnt und auch hier werden Daten auf Kassetten gesichert. Durchsetzen wird sich jedoch die Diskette.

Ghettoblaster aus den 80ern
Kassetten-Reparaturset aus den 80ern mit Pinzette und Gebrauchsanweisung
Roter Kassettenrekorder aus den 80ern
Roter Kassettenrekorder von Grundig mit Antenne aus den 80ern
Walkman in schwarz-orange mit Kopfhörern
Walkman in schwarz-blau-orange mit der Aufschrift Beat Boy 160 aus den 1980er Jahren
zweistöckiger Kassettenturm in schwarz, gelb, orange zum drehen mit handbeschrifteten Kassetten
Macintosh Computer aus den 80ern mit Tastatur, Maus und Floppy-Disk-Behälter

„Nach Hause telefonieren …“

Vom Fern-Sprechen wie aus einer anderen Welt

Wer heute telefoniert, greift meist in die (Hosen-)Tasche und ist mobil erreichbar. In den 1980ern hängt das Telefon am Kabel – und das ist meist nicht lang genug für ein ungestörtes Gespräch. Wählscheibentelefone sind die Regel, im Verlauf des Jahrzehnts kommen Tastentelefone auf, manche sind sogar kabellos. Öffentliche Telefonzellen sind weit verbreitet und mit Münzeinwurf zu bedienen. Die Deutsche Bundespost ist einziger Anbieter und Betreiber, sie bestimmt die Gebühren. So sind nur Ortsgespräche günstig und die meisten haben zu Hause nur einen Anschluss. Für Kostenkontrolle sorgen Gesprächszeituhren, Gebührenzähler oder Steckschlösser, die das Telefonieren ganz verhindern. Wer nicht die Auskunft fragt, sucht in dicken, jährlich aktualisierten Telefonbüchern nach Nummern und Adressen.

In der BRD besitzen 90 % aller Haushalte ein Telefon, in der DDR nur 10 %. Dort ist das Netz nicht gut ausgebaut und die Bestellzeit für ein privates Telefon kann Jahre dauern.

orangenes Telefon mit Wählscheibe
hellgraues Tastentelefon der Firma Siemens
grünes Tastentelefon
Telefonschloss für Tastentelefone der Firma Abus
Schloss für ein Telefon mit Wählscheibe der Firma arlac
graues Telefon mit Wählscheibe DDR
Telefonuhr mit Verpackung und Anleitung
Zähler für Telefoneinheiten in beige schwarz

Kino, Film und Fernsehen

Außerirdische, Dirty Dancing und Blockbuster

Im Kino der 1980er dominieren im Westen große US-Blockbuster. Aufwändige Werbekampagnen ziehen in Westdeutschland v. a. ein junges Publikum zwischen 12 und 30 an. Das Kino erhält zunehmend Konkurrenz vom Fernsehen, Videokassette und -spiel. Sinkende Besuchszahlen führen zur Schließung vieler kleiner Kinos, der Trend geht hin zu wenigen großen Multiplex-Kinos. Die Kinos reduzieren ihr Filmangebot, im Vordergrund steht der schnelle Kassenerfolg, etwa mit Fortsetzungen wie „Star Wars“ oder „Jedi-Ritter“. Nur etwa 15 % der gezeigten Filme in der BRD sind deutsche Produktionen. Mit dem Tod des Regisseurs Rainer Werner Fassbinder geht 1982 die Ära des Neuen Deutschen Films zu Ende. Durch die Umgestaltung der Filmförderung wird das Genre Autorenkino rückläufig. In der DDR öffnen sich die Kinos verstärkt für westliche Filme.

Kaum eine Infrastrukturmaßnahme hat den Alltag der Bundesdeutschen so verändert: Flächendeckend werden für das 1979 beschlossene Kabelprojekt Straßen aufgerissen und Kupferkabel verlegt. Sie bringen die Telekommunikation technisch auf einen neuen Stand und ermöglichen den Empfang vieler Fernseh- und Rundfunksender. Zunehmend kommt die Dachantenne außer Gebrauch und wird im Verlauf des Jahrzehnts allenfalls um eine Satellitenschüssel ergänzt. Das Pilotprojekt startet am 01.01.1984 in Ludwigshafen. Schnell folgen weitere Städte und Regionen. Mit dem geöffneten Markt für Privatsender wandeln sich Angebot und Medienkonsum grundlegend. Zugleich bringen Serien wie „Dallas“ und „Denver“ amerikanischen Lifestyle in Millionen deutscher Haushalte. Eine neue Fernseh- und Videotechnik prägt den Konsum: Der Videoplayer spielt Kinofilme im Wohnzimmer ab. Der Videorecorder ermöglicht die Aufnahme von Fernsehsendungen und die Kopie von Kassetten. Videotheken liefern das nötige Unterhaltungsprogramm.

Kinoplakat Ödipussi von Loriot
Kinoplakat The Day After
Filmplakat die unendliche Geschichte
Kinoplakat dirty dancing
Kinoplakat Zurück in die Zukunft
Kinoplakat Otto der Film
Kinoplakat Good Morning, Vietnam
Kinoplakat Star Wars: Episode VI – Die Rückkehr der Jedi-Ritter
Kinoplakat Blade Runner
Filmplakat E.T.
DDR-Wandzeitung zu E.T.
Fernsehgerät von Wega mit Fernbedienung
Hausantenne
Satellitenschüssel
Videorekorder
VHS Videokassette von BASF
Camcorder Panasonic
Elternbroschüre Das Fernsehen und Ihr Kind
Elternbroschüre
Elternbroschüre


Weitere Plakate finden Sie in unserem Digitalen Katalog:

Kino- und Filmwelten der 80er


Spielewelten

Trivial Pursuit, Pac-Man und Tetris

In den 1980er Jahren sind Brettspiele groß in Mode. So erobert 1984 das beliebte Wissensspiel „Trivial Pursuit“ die deutschen Wohnzimmer. Stark frequentiert werden auch Automaten-Videospiele (Arcade-Spiele) in Spielhallen, Einkaufszentren oder am Kiosk. Mit „Space Invaders“ erreichen sie 1978 ihren Höhepunkt. Zunehmend verbreiten sich Videospiele für Konsole oder Computer für den Heimgebrauch. Nach dem Zusammenbruch der US-Videospielebranche 1983 dominieren Spiele für den PC, etwa den Commodore C 64, den Markt. Pac-Man (1980) oder Mario Bros (1983) stammen wie viele Spiele aus Japan. Auch Tetris (1984) erreicht Kultstatus und wird für den PC massenhaft raubkopiert. Zu Ende des Jahrzehnts kommt 1989 mit dem Nintendo-Gameboy der Durchbruch der tragbaren Konsolenspiele, den „handhelds“. Mit ihnen verschiebt sich der Konsum vom stationären zum mobilen Spiel.

 

Breittspiel Sagaland
Brettspiel Trivial Pursuit
Zauberwürfel aus den 1980er-Jahren
Gameboy
Spielkonsole schwarz DDR

Fitnesswelle

Aerobic und Pop-Gymnastik

Trendsportarten beeinflussen ebenfalls die Mode und versprechen ein neues Körpergefühl: sei es auf dem Hometrainer oder beim Joggen, beim Aerobic im Fitnessstudio oder vor dem Fernseher daheim. Skateboard und BMX-Rad prägen eigene Jugendkulturen.

Hometrainer aus den 1980ern
blau weiße Rollschuhe aus den 80ern
Veideokassette aus den 1980ern mit einem Workout von Jane Fonda
Bodysuit in violett aus den 1980ern
Cover des Buches Pop-Gymnastik aus den 1980ern
Cover der Zeitschrift Practic mit zwei Sakteboards auf dem Titel
Filmplakat des Films BMX-Bande mit einem illustrierten BMX-Fahrer

Mahlzeit!

Essgewohnheiten in West und Ost

Anything goes! Das gilt auch für die Esskultur der 1980er Jahre. Von biederer Hausmannskost bis zur feinen französischen Küche ist alles möglich. Schätzen die einen die Nouvelle Cuisine, lieben andere Fast Food, Ćevapčići, Döner Kebab oder den Gyros-Spieß. Dass sich mehr Menschen eine Fernreise leisten können und immer mehr internationale Restaurants eröffnen, verändert auch die Küche zu Hause. Das „Kultessen“ ist vom Gelbeutel abhängig: So sind unter Studierenden der klassische Nudelsalat mit Gemüseeinlage oder die Götterspeise aus dem Fertigbeutel mit Vanillesauce „in“.

Aufgeschlagendes Gästebuch mit handschriftlichem Text und eingeklebten Erinnerungen
Aufgeschlagendes Gästebuch mit handschriftlichem Text und eingeklebten Erinnerungen
Getreidemühle zum drehen aus Holz
LP Langnese Eis Top Hits 1987

Reisen und Tourismus

Raus aus dem Alltag!

In der BRD wie in der DDR: Die Menschen reisen in den 1980ern so viel wie nie. Der selbstorganisierte Urlaub in Österreich steht bei westdeutschen Tourist*innen noch immer hoch im Kurs. Flug- und Pauschalreisen nach Spanien und auf die Kanaren nehmen zu sowie Fernreisen ins außereuropäische Ausland. Viele DDR-Bürger*innen verreisen in betriebseigene Ferienheime, auf den Campingplatz an der Ostsee oder in die „sozialistischen Bruderstaaten“ nach Ungarn oder die Tschechoslowakei. Die DDR subventioniert den Urlaub, Ferienplätze werden aber zugeteilt. Die möglichen Ziele im Ausland sind stark reglementiert. Oft übersteigt die Nachfrage das Angebot. In beiden deutschen Staaten erproben junge Menschen Reiseformen, mit denen sie sich vom Staat und der spießbürgerlichen Welt der Erwachsenen absetzen wollen. Auf Interrailtour oder Festivals, per Anhalter, Auto oder Rad – in den 1980ern wird das „alternative“ Reisen zum verbreiteten Jugendphänomen. Gerade aus dieser Generation fordern viele in der DDR 1989 Reisefreiheit.

auseinandergefaltete Landkarte von Rumänien
Tourenrucksack aus den 80ern
Kerzenständer in Form eines Kaktusses als Souvenir von La Gomera

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Die 80er im Digitalen Katalog